Designerdrugs-Ausverkauf: Webshops am Limit
| letzte Änderung 27.06.2025 21:35 | von Redaktion

ARNHEM · Vor dem Inkrafttreten eines weitreichenden Verbots für Designerdrugs in den Niederlanden herrscht Hochbetrieb in einschlägigen Webshops. Noch bis zum 1. Juli 2025 sind Substanzen wie 3-MMC legal erhältlich. Onlinehändler locken mit Ausverkaufspreisen, Konsumenten decken sich im großen Stil ein. Experten warnen vor den gefährlichen Substanzen, während Behörden auf ein wirksames Signal gegen die vermeintlich harmlos wirkenden Drogen setzen. Die niederländische Regierung will mit dem neuen Gesetz eine ganze Gruppe von Substanzen erfassen, um dem Katz-und-Maus-Spiel ein Ende zu setzen.
Es heerscht Hochsaison im Drogenversand vor dem Verbot stellt das AD heute fest. Ein besonders aktiver Onlinehändler aus Arnhem wirbt derzeit mit massiven Rabatten für sogenannte Designerdrugs. Diese chemisch hergestellten Stoffe ahmen die Wirkung illegaler Drogen wie XTC oder Cannabis nach, wurden bislang aber unter dem Deckmantel legaler Substanzen über das Internet vertrieben. Noch bis Freitag werden sie diskret aus einem Lager im Gewerbegebiet Gelderse Poort verschickt. Der betroffene Großhändler, offiziell bei der Handelskammer als Onlinehändler für Lebensmittel und Drogeriewaren eingetragen, verweigert jede Auskunft gegenüber der Presse.
Laut dem Suchtmediziner Michel Wolters vom Verband für Suchtmedizin (VVGN) schlagen derzeit viele Menschen zu. „Viele Webshops und Smartshops sind bereits ausverkauft“, wird berichtet. Die aktuelle Verkaufswelle hat eine klare Ursache: Ab dem 1. Juli greift ein neues Gesetz, das gleich mehrere Substanzgruppen mit einem Mal verbietet, unter anderem MDMA-ähnliche Stoffe wie 3-MMC und 4-MMC, synthetisches Cannabis sowie fentanylähnliche Opioide. Damit soll die jahrelange Praxis beendet werden, bei einem Verbot einfach geringfügig veränderte neue Substanzen zu verkaufen, die legal bleiben.
Warum Designerdrugs jetzt gebannt werden
Designerdrugs, auch als Research Chemicals bekannt, entstehen im Labor durch gezielte chemische Modifikation. Das prominenteste Beispiel ist 3-MMC, umgangssprachlich „miauw miauw“, ein Ersatzstoff für XTC. Der Konsum ist jedoch nicht harmlos: Laut dem Trimbos-Institut führt der Gebrauch zu starken Nebenwirkungen wie Herzrasen, Angstzuständen und Schlaflosigkeit. Die Substanz wurde bereits 2021 verboten, kehrte jedoch in veränderter Form als neue, legale Variante zurück.
Die bisherige Gesetzeslage ermöglichte es Herstellern, durch minimale molekulare Veränderungen neue Produkte zu erschaffen, die formal legal blieben. Diese Praxis soll mit dem neuen Gesetz unterbunden werden. Künftig werden ganze chemische Substanzgruppen verboten, was es erheblich schwerer macht, neue legale Varianten zu entwickeln und zu vertreiben.
Ein Geschäft mit schädlicher Verlockung
Das neue Gesetz ist eine Reaktion auf die rasant wachsende Verfügbarkeit und Popularität dieser Substanzen, nicht nur unter Jugendlichen. Das legale Image der Designerdrogen, unterstützt durch professionell gestaltete Webseiten und positive Kundenbewertungen, vermittelt eine trügerische Sicherheit. Suchtmediziner Michel Wolters warnt ausdrücklich vor dieser Wirkung: Die schicke Aufmachung täusche über die realen Risiken hinweg.
Während manche Shops ihre Lager räumen, steigen die Bestellungen rasant an. Wolters spricht gegenüber dem AD von einem „perversen Element“ bei der Verkaufsstrategie: Jetzt kaufen, bevor es verboten wird. Das Verbot soll daher auch eine symbolische Wirkung entfalten: „Ein klares Signal, dass diese Stoffe gefährlich und nicht mehr erlaubt sind.“
Auswirkungen auf Festivals und Szene ungewiss
Unklar ist, wie sich das Verbot auf den Konsum in der Praxis auswirken wird. Bereits heute erfreut sich die 2021 verbotene Substanz 3-MMC weiterhin großer Beliebtheit in der Partyszene. Neue oder alte Drogen könnten den Platz der verbotenen Mittel einnehmen. In Regionen wie Deventer, Zeeland und West-Brabant wird aktuell vermehrt Flakka konsumiert. Flakka ein hochgefährlicher Stoff, der als „Zombiedroge“ gilt und seit Jahren verboten ist.
Auch im ländlichen Raum war der Konsum ein Problem. Bereits 2021 schlug der Jugendpolizist Maikel Boomkamp aus Aalten wegen 3-MMC Alarm. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurden Maßnahmen ergriffen, die inzwischen Wirkung zeigen. Boomkamp berichtet, dass der Konsum deutlich zurückgegangen sei, obwohl auch Erwachsene zu den Konsumenten zählten.
Strafverfolgung wird verschärft
Wer trotz des neuen Gesetzes weiterhin mit Designerdrogen handelt, macht sich künftig strafbar. Ein Gesetzentwurf in der Zweiten Kammer sieht vor, die Höchststrafe von sechs auf acht Jahre anzuheben. Auch die Strafen für vorbereitende Handlungen – wie etwa das Einrichten einer Infrastruktur zum Verkauf – sollen verschärft werden.
Die Hoffnung der Behörden ist, durch die Verbote nicht nur die Verfügbarkeit einzuschränken, sondern auch eine allgemeine Abschreckung zu erzielen. Die einfache Onlinebestellung, bislang schneller als eine Bestellung bei einem normalen Einzelhändler, soll künftig nicht mehr möglich sein.
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