Bürger stoppen Autos: Illegale Kontrollen an Grenze
| von Redaktion

SELLINGEN · Erneut haben Bürger im niederländischen Grenzgebiet eigenmächtig Fahrzeuge kontrolliert. Eine Gruppe von etwa dreißig Personen versammelte sich am Samstagabend bei Sellingen in der Gemeinde Westerwolde, um entlang der Grenze zu Deutschland sogenannte „Grenzkontrollen“ durchzuführen. Die Aktion war nicht die erste dieser Art: Bereits in der Vorwoche kam es bei Ter Apel zu ähnlichen Vorkommnissen. Offizielle Stellen kritisieren die selbsternannten Kontrollen scharf und warnen vor den Gefahren für die öffentliche Sicherheit. Die Polizei war erneut im Einsatz, ohne Festnahmen.
Am Samstagabend fanden sich rund dreißig Personen an der Hassebergerweg in Sellingen ein, direkt an der niederländisch-deutschen Grenze. Die Gruppe, angeführt vom Aktivisten Jan Huzen aus Nieuw-Weerdinge, hielt dort Fahrzeuge an, die in Richtung Deutschland fuhren. Einige Autofahrer ließen laut RTV Noord ihre Wagen freiwillig inspizieren. Die Aktion war eine direkte Fortsetzung von ähnlichen Vorfällen bei Ter Apel in der Vorwoche. Damals hatten Bürger Fahrzeuge kontrolliert, offenbar mit dem Ziel, mutmaßliche Asylbewerber zurück über die Grenze zu schicken.
Sowohl die niederländische als auch die deutsche Polizei waren vor Ort. Nach Mitternacht sprachen Beamte der Polizei und der Koninklijke Marechaussee mit den Beteiligten. Die Gruppe wurde zum Abbruch der Aktion aufgefordert und folgte dieser Aufforderung ohne Widerstand. Es kam laut NU.nl zu keinen Festnahmen, und auch eine Ausweiskontrolle wurde nicht durchgeführt. Allerdings, so berichten NOS und RTV Noord, wurden von der Polizei Kennzeichen notiert.
Reaktionen aus Politik und Verwaltung
Die Gemeinde Westerwolde, zu der Sellingen gehört, reagierte bereits auf frühere Vorfälle mit scharfer Kritik. Die Eigeninitiative der Bürger sei nicht nur gesetzlich verboten, sondern auch „lebensgefährlich“, so die Gemeinde gegenüber NOS. Es sei nicht erlaubt, Fahrzeuge auf diese Weise anzuhalten, wie es normalerweise nur der Polizei gestattet sei.
Auch der geschäftsführende Justiz- und Migrationsminister David van Weel äußerte sich erneut. Er verstehe die Frustration über die als unzureichend empfundenen Grenzkontrollen in den Niederlanden, appellierte jedoch eindringlich an die Bürger, solche Handlungen zu unterlassen. „Lassen Sie Polizei und Marechaussee ihre Arbeit machen und halten Sie sich an das Gesetz“, sagte van Weel laut NU.nl.
Gleichzeitig erfahren die Aktionen auch Zustimmung aus der Politik: So sprach PVV-Parteichef Geert Wilders auf der Plattform X von einem „fantastischen“ Vorgehen. Diese Aussage stieß auf breite Kritik, insbesondere angesichts der Risiken für die öffentliche Ordnung.
Hintergrund: Wiederholung und Motivation
Die jüngste Aktion in Sellingen ist kein Einzelfall. Bereits in der Vorwoche hatten etwa dreißig Personen bei Ter Apel, in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze bei Rütenbrock, Fahrzeuge angehalten. Laut De Telegraaf vermuteten die Beteiligten, dass die deutsche Polizei nachts Asylsuchende über die Grenze setze. Ein konkreter Auslöser sei ein Vorfall gewesen, bei dem ein Asylbewerber angeblich rund hundert Meter weit auf niederländisches Gebiet gebracht worden sei. Diese Behauptung konnte bislang nicht verifiziert werden.
Auch wenn keine Straftaten festgestellt wurden, warnen Polizei und Politik gleichermaßen vor einer Eskalation. Aktionen wie diese verlagern die Verantwortung für grenzpolizeiliche Maßnahmen in private Hände – mit unvorhersehbaren Konsequenzen für Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit. Die Behörden betonen, dass ausschließlich offizielle Stellen für Kontrollen an der Grenze zuständig sind.
In eigener Sache

Bitte unterstütze uns
Unsere Aktivitäten und diese Webseite bieten wir kostenlos an. Wir tun dies gerne und freiwillig. Um unseren Service weiterhin anbieten zu können, schalten wir Werbung und nutzen Affiliate-Links. Deine Unterstützung, sei es durch Mitarbeit oder eine Spende in Höhe einer Tasse Kaffee über PayPal, ist uns sehr willkommen und hilft uns enorm.
Vielen Dank dafür!
Kommentare
Einen Kommentar schreiben