Information

einfach auf den Punkt gebracht

Bedrohung aus dem Hahn: Trinkwasserkrise in den Niederlanden

| von Redaktion

Wasser ist ein kostbares Gut in den Niederlanden | Foto: HOLLAND.guide

DEN HAAG · In den Niederlanden droht ein gravierendes Trinkwasserproblem: Bereits bis 2030 könnte ein Defizit von über 100 Millionen Kubikmetern pro Jahr entstehen. Der Grund: Der steigende Wasserbedarf durch Wirtschaftswachstum und Klimawandel wird durch längst überholte Infrastruktur und langwierige Genehmigungsverfahren verschärft. Um dies zu verhindern, hat das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft heute ein neues nationales Aktionsprogramm vorgestellt, das gemeinsam mit Trinkwasserunternehmen und Provinzen erarbeitet wurde. Dieses sieht sowohl regionale als auch überregionale Maßnahmen vor, um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern.

Der Wassermangel in den Niederlanden ist kein plötzliches Phänomen. Seit Jahren warnen Experten wie das Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM) vor dieser Entwicklung. Bereits 2023 wurde festgestellt, dass die bestehende Infrastruktur die zukünftigen Bedürfnisse nicht decken kann. Vor allem trockene Sommer haben gezeigt, wie anfällig das System ist: Unternehmen wurde der Wasserverbrauch eingeschränkt, und in einigen Regionen musste die Versorgung reduziert werden. Nun liegt ein Plan vor, der die Grundlage für eine nachhaltige Wasserversorgung schaffen soll.

Genehmigungsverfahren beschleunigen

Ein wesentlicher Baustein des Aktionsplans ist die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Bislang dauert es oft bis zu zehn Jahre, bis neue Wassergewinnungsgebiete erschlossen werden können. Dieses Tempo ist angesichts der Dringlichkeit nicht tragbar. Minister Barry Madlener betonte die Notwendigkeit, „regulatorische Hürden abzubauen“, um Projekte schneller voranzubringen. Dabei sollen neue Wasserquellen erschlossen und bestehende Kapazitäten erweitert werden. Beispielsweise plant das Unternehmen Vitens, die Region Achterhoek mit Wasser aus der IJssel zu versorgen, während Brabant Water an der Nutzung von Brackwasser arbeitet.

Konflikte zwischen Interessen

Die Ausweisung neuer Wassergewinnungsgebiete ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Oftmals geraten die Interessen von Landwirtschaft, Naturschutz und Trinkwassergewinnung aneinander. Naturschutzorganisationen warnen vor den Folgen für empfindliche Ökosysteme, während Landwirte die Auswirkungen auf ihre Bewässerungsanlagen befürchten. Trotz dieser Konflikte betonte Vewin-Präsident Pieter Litjens, dass „eine gesunde Natur essenziell für qualitativ hochwertiges Trinkwasser“ sei. Es bedarf also fein abgestimmter Lösungen, um diese Interessen in Einklang zu bringen.

Technologische Innovationen und Kostendruck

Neben der Erschließung neuer Ressourcen setzen die Niederlande auch auf technologische Innovationen. Wasseraufbereitungsunternehmen wie Dunea arbeiten bereits an der Umwandlung von Brackwasser in Trinkwasser, während Brabant Water die Möglichkeiten der Meerwasserentsalzung erforscht. Diese Technologien sind jedoch kostspielig. Die Tarife für Trinkwasser sind 2024 bereits um durchschnittlich 11 Prozent gestiegen, und es gibt Diskussionen darüber, ob höhere Preise notwendig sind, um den Verbrauch zu senken.

Nachhaltigkeit als Schlüssel

Eine weitere zentrale Maßnahme ist die Förderung von Wassersparen. Aktuell verbrauchen die Niederländer durchschnittlich 128 Liter Wasser pro Person und Tag. Bis 2035 soll dieser Wert auf 100 Liter gesenkt werden. Erste Erfolge zeigen sich bereits im Industriesektor: Große Unternehmen haben ihren Wasserverbrauch pro Produkt deutlich reduziert. Dies unterstreicht die Bedeutung eines gestiegenen Bewusstseins für die Ressource Wasser.

Das neue Aktionsprogramm bietet einen umfassenden Ansatz, um die drohende Trinkwasserknappheit in den Niederlanden abzuwenden. Dennoch bleibt die Umsetzung eine Herausforderung, da sie tiefgreifende Eingriffe in bestehende Strukturen und eine verstärkte Zusammenarbeit erfordert. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Maßnahmen ausreichen, um das ambitionierte Ziel zu erreichen: eine sichere, nachhaltige und bezahlbare Trinkwasserversorgung für alle.

In eigener Sache

Bitte unterstütze uns

Unsere Aktivitäten und diese Webseite bieten wir kostenlos an. Wir tun dies gerne und freiwillig. Um unseren Service weiterhin anbieten zu können, schalten wir Werbung und nutzen Affiliate-Links. Deine Unterstützung, sei es durch Mitarbeit oder eine Spende in Höhe einer Tasse Kaffee über PayPal, ist uns sehr willkommen und hilft uns enorm.

Vielen Dank dafür!


Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 1 und 2.

Weitere Nachrichten