Babbeltrick: Polizei warnt landesweit
| von Redaktion
AMSTERDAM · In den Niederlanden mehren sich Fälle, in denen Betrüger sich als Polizisten ausgeben und vor allem ältere Menschen mit einem scheinbar hilfsbereiten Auftritt täuschen. Einordnung: Die Polizei startete gemeinsam mit Omroep MAX eine landesweite Präventionskampagne und verweist auf Hunderte Vorfälle pro Monat sowie klare Handlungsregeln für Betroffene. Das Phänomen ist aktuell auch durch einen Fall in Amsterdam besonders präsent. Dort wurde eine 80 Jahre alte Frau im August tot in ihrer Wohnung gefunden. Ermittlungen stützen den Verdacht, dass zuvor ein Anruf eines angeblichen Beamten und ein Besuch an der Wohnungstür vorausgingen. Zwei Verdächtige im Alter von 20 und 23 Jahren sitzen in Untersuchungshaft. Parallel informieren Polizei und Medienhäuser gezielt über typische Maschen und geben konkrete Verhaltenstipps, darunter die sofortige Prüfung über die Notrufnummer 112.
Der jüngste Fall aus Amsterdam verleiht der bereits seit Monaten steigenden Deliktzahl traurige Aktualität. Nach Angaben der Polizei wurden im gesamten Jahr 2024 über achttausend Vorfälle registriert. Im ersten Halbjahr 2025 kamen bereits mehrere tausend Anzeigen hinzu. Besonders häufig ist die Variante, bei der sich Täter am Telefon als Ermittler melden. Sie verweisen auf angebliche Einbrüche in der Nachbarschaft oder behaupten, es bestehe akute Gefahr. Kurz darauf steht eine Person vor der Tür, die sich mit Dienstgrad, Namen oder sichtbaren Abzeichen als vermeintlicher Beamter ausgibt und Einlass verlangt, etwa um Schlösser zu prüfen oder Wertsachen sicherzustellen. Die Polizei betont, dass echte Polizisten keine Wertsachen wie Schmuck, Bargeld oder Bankkarten mit Abholservice an der Wohnungstür in Verwahrung nehmen. Vielmehr sollen Betroffene bei Zweifeln sofort 112 anrufen und die Legitimation prüfen lassen. In Amsterdam informierten die Behörden Anwohnerinnen und Anwohner bei einer Versammlung gesondert über Erkennungsmerkmale. Medienberichte schildern zudem weitere Fälle, in denen ältere Menschen durch Drucksituationen oder langes Telefonieren in eine Art Tunnel geraten und am Ende hohe Werte verlieren. Prävention setzt daher an der Haustür, am Telefon und im digitalen Umfeld an und richtet sich ausdrücklich auch an Angehörige, Nachbarn und Freundeskreise, damit sie sensibilisieren und im Zweifel unterstützen.
Lagebild und Kampagne
Die Polizei meldet für 2024 eine fünfstellige Zahl im oberen vierstelligen Bereich an Babbeltrickfällen (Babbeltruc) durch angebliche Polizeibeamte. Für das erste Halbjahr 2025 liegen bereits mehrere tausend Vorgänge vor. Täglich werden landesweit dutzende neue Fälle registriert. Um gegenzusteuern, bündelt die Polizei ihre Aufklärung mit Omroep MAX. Kernbotschaft der Kampagne ist, im Zweifel sofort 112 zu wählen und eine Kontrolle der Identität vorzunehmen. Der Start fiel bewusst in eine Reisezeit, da Familienangehörige dann häufiger abwesend sind und älteren Menschen als vertraute Ratgeber fehlen können. Medienberichte aus Amsterdam nennen den Verdacht, dass die 80 Jahre alte Frau vor ihrem Tod telefonisch kontaktiert und anschließend an der Tür überrumpelt wurde. Zwei junge Männer wurden festgenommen und sitzen weiterhin in Haft. Die Behörden ordnen ein, dass tödliche Verläufe äußerst selten sind, die finanzielle und emotionale Belastung für Betroffene jedoch erheblich ist.
Typische Vorgehensweisen erkennen
Täuschungsmanöver beginnen oft am Telefon. Genannt werden angebliche Einbrecherlisten in der Gegend, vermeintliche Sicherheitsprüfungen oder die Empfehlung, Wertsachen sofort abholen zu lassen, um sie scheinbar zu sichern. An der Haustür treten Täter mit Teilen eines Uniformbildes auf oder nennen echte Namen, die aus öffentlichen Quellen stammen können. Weitere Varianten sind vorgebliche Bankmitarbeitende, Handwerker, Messdienst oder Pflegekräfte. Ziel ist stets, Zutritt zur Wohnung zu erhalten, Wertsachen zu sehen oder Bankkarten samt Geheimnummer zu erlangen. Die Polizei verweist darauf, dass Ausweise gefälscht sein können. Deshalb ist die unabhängige Rückversicherung über 112 entscheidend. Medienberichte schildern Fälle, in denen Betroffene über längere Zeit am Telefon gehalten werden, bis eine zweite Person klingelt. Dieses abgestimmte Vorgehen gehört zum musterhaften Repertoire solcher Tätergruppen.
Konkrete Schutzmaßnahmen
Als Grundregel gilt, niemanden unangekündigt in die Wohnung zu lassen und bei Unsicherheit die Tür nur mit Sicherung zu öffnen. Die Polizei rät, niemals Bankkarten oder Geheimzahlen herauszugeben. Hilfreich sind organisatorische Vorkehrungen wie niedrigere Tageslimits, wenig Bargeld im Haus und klare Absprachen in der Familie. Informationsmaterial richtet sich an Seniorinnen und Senioren, aber auch an Angehörige, die unterstützen können. Eine von der Polizei herausgegebene Broschüre nennt praktische Tipps für Haus, Telefon und Zahlungssituationen. Dazu zählen der konsequente Einsatz von Türspion und Kette, das Abschirmen der PIN, das Vermeiden von Ablenkungen beim Bezahlen, das getrennte Aufbewahren von Karte und Bargeld und die Empfehlung, bei Unsicherheit Rückrufnummern von Bank oder Behörde selbst zu recherchieren. Diese Sammlung an Hinweisen dient der Vorbeugung und der schnellen Reaktion, falls bereits ein Kontaktversuch stattgefunden hat.
Hilfe nach einer Tat
Wer betroffen ist, soll Anzeige erstatten und sofort Bankkarten sperren lassen. Slachtofferhulp Nederland bietet Betroffenen Unterstützung, um emotionale und körperliche Stressreaktionen nach einer solchen Erfahrung zu bewältigen. Die Organisation erklärt, wie man mit den Folgen eines Betrugs umgeht, und hilft dabei, die nächsten Schritte zu planen – von der Anzeige bis zu finanziellen oder psychologischen Fragen. Auch Angehörige finden dort Hinweise, wie sie helfen und Betroffene stabilisieren können. Zudem verweisen Polizei und Slachtofferhulp Nederland auf Informationsseiten zu Diebstahl, Überfällen und Betrugsdelikten, damit Geschädigte wissen, welche Maßnahmen sie ergreifen können. Die Polizei betont, dass Scham völlig unangebracht ist, da es sich um professionelle Täter mit gezielten Manipulationsstrategien handelt. Prävention und Nachsorge sind deshalb zwei Seiten derselben Sicherheitsstrategie.
Was ist ein Babbeltruc?
Unter einem Babbeltrick (frei übersetzt) versteht man eine betrügerische Masche, bei der Täter mit einer erfundenen Geschichte das Vertrauen ihrer Opfer gewinnen, um anschließend Wertsachen, Geld oder persönliche Daten zu stehlen. Der Begriff stammt aus dem Niederländischen („babbel“ = plaudern) und beschreibt, dass die Täter ihr Opfer mit einem Gespräch „einwickeln“.
Typische Varianten sind der falsche Polizist, der angeblich Wertsachen „in Sicherheit“ bringen möchte, der falsche Bankmitarbeiter, der vor angeblichem Betrug warnt, oder der sogenannte Enkeltrick, bei dem sich die Täter als Angehörige in Not ausgeben. Auch Personen, die sich als Handwerker, Pflegedienst oder Messdienst ausgeben, gehören zu den bekannten Formen.
Das Ziel ist stets dasselbe: Zugang zur Wohnung oder zu finanziellen Mitteln zu bekommen. Oft arbeiten die Betrüger im Team – während eine Person das Opfer ablenkt, durchsucht eine andere unbemerkt die Wohnung. In manchen Fällen werden Betroffene zudem telefonisch unter Druck gesetzt, um sie zu überstürzten Handlungen zu verleiten.
Die Polizei warnt ausdrücklich: Echte Polizisten, Banken oder Behörden holen niemals Bargeld, Schmuck oder Bankkarten ab. Wer Zweifel hat, sollte sofort über 112 Kontakt mit der Polizei aufnehmen und die Angaben überprüfen lassen.
Weitere Informationen
Nutzen Sie die unten stehenden Links, um mehr Informationen zu bekommen.
- Politie: Babbeltruc
- Politie: Nepagenten (falsche Polizisten)
- Slachtofferhulp Nederland: Babbeltruc
Vor falschen Polizisten warnen.
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