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Arbeitsmarkt bleibt angespannt: Weniger Flexverträge, stagnierende Arbeitslosigkeit

| letzte Änderung 16.02.2025 17:56 | von Redaktion

Die Baubranche sucht! | Foto: HOLLAND.guide

DEN HAAG · Die niederländische Arbeitsmarktlage bleibt auch im vierten Quartal 2024 angespannt. Die Zahl der offenen Stellen ist erneut gestiegen, während die Arbeitslosigkeit stabil bleibt. Trotz eines leichten Rückgangs flexibler Arbeitsverträge zeigt sich die Arbeitsmarktkapazität weiterhin angespannt: Auf 100 Arbeitslose kommen 108 offene Stellen. Diese Entwicklungen markieren das zweite Jahr in Folge, in dem die Arbeitslosenquote nahezu unverändert bleibt. Der Trend zeigt eine langsame, aber stetige Verschiebung von flexiblen zu festen Arbeitsverhältnissen, während gleichzeitig die Nachfrage nach Arbeitskräften in einigen Sektoren weiter wächst.

Die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt nimmt zu: Die neuesten Zahlen des niederländischen Statistikamts (CBS) zeigen, dass die Zahl der offenen Stellen im vierten Quartal 2024 um 7.000 gestiegen ist, womit insgesamt 404.000 unbesetzte Stellen existieren. Dies ist eine bemerkenswerte Entwicklung, da in den letzten zwei Jahren eine leichte Abnahme der Stellenausschreibungen verzeichnet wurde. Gleichzeitig blieb die Zahl der Arbeitslosen mit 374.000 Personen konstant, was eine anhaltende Marktkapazität signalisiert.

Besonders auffällig ist die Zunahme der offenen Stellen in der Baubranche und im Gastgewerbe, mit jeweils 2.000 neuen Positionen. Auch im Gesundheitswesen sowie in der Kultur- und Freizeitbranche wurden mehr Arbeitskräfte gesucht. Hingegen gingen die offenen Stellen im öffentlichen Sektor, im Bildungswesen und in der Finanzdienstleistung leicht zurück.

Langfristige Trends: Weniger Flexibilität, mehr feste Verträge

Die niederländische Arbeitswelt verzeichnet einen klaren Wandel: Die Zahl der flexiblen Arbeitsverträge nahm im letzten Quartal um 53.000 ab. Vor allem befristete Arbeitsverträge mit Aussicht auf eine Festanstellung sind rückläufig, während die Zahl der festen Arbeitsverhältnisse um 51.000 anstieg. Gleichzeitig gab es einen leichten Anstieg bei den selbstständigen Erwerbstätigen, deren Zahl um 14.000 wuchs.

Auffällig ist, dass insbesondere Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss überdurchschnittlich häufig in flexiblen Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind. 22 % der Arbeitnehmer mit einem Abschluss der Grundschule oder der VMBO-Stufe (vergleichbar mit der deutschen Hauptschule/Realschule) haben einen flexiblen Arbeitsvertrag. Zum Vergleich: Bei Arbeitnehmern mit höherem Bildungsabschluss liegt dieser Anteil nur bei 17 %.

Stagnierende Arbeitslosigkeit – ein langfristiges Phänomen?

Zum ersten Mal seit 1988 hat sich die Arbeitslosenquote zwei Jahre in Folge kaum verändert. 2023 lag die Quote bei 3,6 %, 2024 betrug sie 3,7 %. Dies steht im Kontrast zu den vorangegangenen Jahrzehnten, in denen die Arbeitslosenquote oft schwankte.

Diese Stabilität zeigt sich auch in der Zahl der langfristig Arbeitslosen: Zwar nahm die Anzahl derjenigen, die seit mehr als einem Jahr arbeitslos sind, im vierten Quartal 2024 ab (von 68.000 auf 60.000), doch die Zahl der kurzfristig Arbeitslosen (weniger als ein Jahr ohne Job) stieg leicht auf 314.000. Dies deutet darauf hin, dass es zwar immer wieder Menschen gelingt, einen neuen Job zu finden, die strukturelle Arbeitslosigkeit jedoch weitgehend unverändert bleibt.

Hohe Nachfrage trifft auf stabile Arbeitslosigkeit

Eine paradoxe Entwicklung auf dem niederländischen Arbeitsmarkt: Trotz der konstanten Arbeitslosenzahlen bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch. Dies zeigt sich in der Arbeitsmarktkapazität, die mit 108 offenen Stellen pro 100 Arbeitslose im vierten Quartal 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau liegt.

Besonders stark ausgeprägt ist dieser Trend in der Baubranche, die mit einer Quote von 75 offenen Stellen pro 1.000 Arbeitsplätzen die höchste Vakanzrate aller Sektoren aufweist. Auch das Bildungswesen verzeichnet trotz einer leichten Abnahme der offenen Stellen weiterhin Engpässe, während der öffentliche Sektor mehr Arbeitskräfte einstellen konnte.

Der niederländische Arbeitsmarkt zeigt gemischte Signale: Einerseits bleibt die Arbeitslosigkeit stabil, andererseits steigt die Zahl der offenen Stellen erneut an. Die zunehmende Verlagerung hin zu festen Arbeitsverträgen könnte ein Zeichen für mehr Arbeitsplatzsicherheit sein, doch gleichzeitig könnten Unternehmen zögerlicher werden, neue Stellen zu schaffen. Ob sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzt, bleibt abzuwarten. Die nächste Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen durch das CBS wird zeigen, ob die Niederlande weiterhin mit einer angespannten Arbeitsmarktlage rechnen müssen oder ob sich eine Entspannung abzeichnet.

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