Amber Alert: Entführung in Dalfsen
| letzte Änderung 01.04.2025 07:14 | von Redaktion

DALFSEN · Amber Alert nach mutmaßlicher Entführung zweier Geschwister: Die Polizei spricht von einer Entführung in der „relationele sfeer“, also aus dem persönlichen Umfeld – und zieht mit einem Amber Alert alle Register. Am Montagmorgen, dem 31. März, wurden die elfjährige Leya’nyssa und ihr sechsjähriger Bruder M’qaydian zuletzt am Bahnhof von Dalfsen gesehen. Die Geschwister lebten in einem familienersetzenden Heim. Seither fehlt jede Spur. Ein Einsatzkommando durchsuchte später erfolglos eine Wohnung in Enschede, in der Nachbarn die Kinder erkannten. Das Amber Alert-System wurde landesweit aktiviert. Behörden und Stiftung Namens de Familie bitten dringend um Hinweise – bei Sichtkontakt ist sofort der Notruf 112 zu wählen.
Die beiden gestern in Dalfsen entführten Kinder wurden in Belgien gefunden. Die 6- und 11-jährigen Geschwister wurden in der vergangenen Nacht wohlbehalten in Oudenaarde aufgefunden, wie die niederländische Polizei mitteilt.
Die dramatische Suche nach Leya’nyssa (11) und M’qaydian (6) begann am Montagmorgen mit einer Meldung über eine „verdächtige Situation“ am Bahnhof von Dalfsen, 12km östlich von Zwolle. Innerhalb weniger Stunden eskalierte die Lage: Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren ein, veröffentlichte Bilder der beiden Kinder auf politie.nl, und um 13:45 Uhr wurde ein Amber Alert aktiviert – das schärfste Instrument der niederländischen Polizei zur Öffentlichkeitsfahndung bei vermissten Kindern. Es kommt nur ein- bis zweimal pro Jahr zur Anwendung, ausschließlich bei akuter Lebensgefahr.
Die Polizei geht von einer „ontvoering in de relationele sfeer“ aus – einer Entführung im persönlichen Umfeld, vermutlich durch eine dem Kind bekannte Person. Obwohl bislang keine offiziellen Namen genannt werden, weist vieles darauf hin, dass es sich nicht um ein Zufallsverbrechen handelt. Die Kinder stammen laut Tubantia aus einem fremden Haushalt: Sie wohnten bei Pflegeeltern in einem gezinsvervangend huis in Dalfsen. Die dortigen Pflegeeltern erhalten Unterstützung von der Stiftung Namens de Familie, die als Sprachrohr für Angehörige und Betroffene agiert.
Im Laufe des Tages kam es zu einem Einsatz in Enschede, rund 80 Kilometer von Dalfsen entfernt. Nachbarn erkannten in der betroffenen Wohnung auf Polizeifotos die beiden vermissten Kinder wieder. Laut Tubantia lebte dort eine Frau, deren eigene Kinder vor einigen Jahren aus dem Haushalt genommen wurden. Zum Zeitpunkt der Durchsuchung war die Wohnung jedoch leer. Die Polizei bestätigte, dass der Einsatz in direktem Zusammenhang mit der Entführung steht, gibt aber aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Auskünfte.
Die Öffentlichkeit ist aufgerufen, Hinweise unter der niederländischen Opsporingstiplijn 0800-6070 zu melden. In akuten Fällen gilt die Notrufnummer 112. Die Polizei weist darauf hin, dass keine weiteren Details – etwa zur Kleidung, dem genutzten Fahrzeug oder dem aktuellen Aufenthaltsort – bekannt sind. Die Angabe vollständiger Namen wurde bewusst unterlassen, da Informationen im Netz langfristig nachwirken und die Kinder schützen sollen.
Was ist ein Amber Alert – und wann wird er ausgelöst?
Das Amber Alert-System ist das stärkste öffentliche Suchmittel in den Niederlanden, eingeführt im Jahr 2008. Es kommt nur zum Einsatz, wenn die Polizei von akuter Lebensgefahr für ein Kind ausgeht, etwa bei Entführung oder bei Gefahr für Leib und Leben. Bei einem Amber Alert werden Informationen über das Kind sofort über digitale Werbetafeln, Fernsehsender, soziale Medien und Nachrichtenportale verbreitet – mit einer potenziellen Reichweite von zwölf Millionen Menschen.
Das System wurde zuletzt 2022 aktiviert – etwa bei der Suche nach dem elfjährigen Jayden aus Den Haag, der unversehrt wiedergefunden wurde. Auch bei den Fällen Hebe und Gino wurde es verwendet. 2023 wurde es nur ein einziges Mal ausgelöst – und sofort zurückgezogen. 2024 blieb das System ungenutzt.
Die niederländische Polizei betont: „Ein Amber Alert ist für lebensbedrohliche Situationen gedacht.“ Deshalb erfolgt die Aktivierung nur nach sorgfältiger Prüfung. Die Zahl der Alarmierungen wird bewusst niedrig gehalten, um die Ernsthaftigkeit jeder einzelnen Warnung zu gewährleisten.
Wer sind Leya und M’qaydi – und warum wird nicht mehr preisgegeben?
Leya’nyssa (11) und M’qaydian (6) stammen aus einem familiären Kontext, der aktuell Gegenstand polizeilicher Ermittlungen ist. Sie waren in einem familienersetzenden Heim untergebracht – also nicht bei ihren leiblichen Eltern. Die Entscheidung zur Fremdunterbringung liegt typischerweise bei den zuständigen Jugendämtern und Familiengerichten, deren Arbeit grundsätzlich unter striktem Datenschutz steht.
Die niederländische Polizei nennt keine Nachnamen, keine Kleidung, keine Transportmittel. Diese Zurückhaltung ist strategisch und datenschutzrechtlich motiviert – aber auch im Interesse der Kinder. Wie die Polizei erklärt, sind Namen und Bilder im Internet oft dauerhaft auffindbar. Um die Persönlichkeitsrechte der Kinder zu schützen, wird mit äußerster Zurückhaltung agiert.
Die Begleitung der Pflegefamilie durch die Stiftung Namens de Familie unterstreicht die Sensibilität des Falls. Diese Organisation ist mit Slachtofferhulp Nederland verknüpft und dient dazu, Angehörige medial zu entlasten und zu schützen. Gegenüber De Telegraaf teilte eine Sprecherin mit, dass man keine weiteren Details geben könne – aus Respekt vor dem laufenden Ermittlungsverfahren.
Die große Ungewissheit – und was jetzt zählt
Am Abend soll der Fall in der Sendung Opsporing Verzocht auf NPO2 thematisiert werden. Die Polizei erhofft sich neue Hinweise durch das breite Publikum. Die Hoffnung lebt – auch wenn die Sorge groß ist. Die Situation bleibt angespannt. Das Verschwinden zweier kleiner Kinder löst in den Niederlanden breite Betroffenheit aus – nicht nur in Dalfsen, sondern im ganzen Land.
Die Polizei appelliert an die Bevölkerung: Wer etwas gesehen oder gehört hat, soll sich melden – auch scheinbar unwichtige Details können entscheidend sein. Der Fall zeigt einmal mehr, wie schnell aus einer familiären Situation ein landesweiter Notfall werden kann.
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